Klimasiegel für die Westerwälder Schreinerei:
Nachhaltig arbeiten die Tischlertekten eigentlich schon aus Prinzip: Was an Holz zu Möbeln verbaut wird, wächst in den Wäldern wieder nach. Klimaneutral zu werden, ist aber noch einmal eine andere Hausnummer: Die Sägen, Fräsen, Schleifgeräte verbrauchen Strom, auch die Heizung frisst Energie.
Frank Gross und Eric Schaaf wollten hier vorankommen – und suchten zunächst das Gespräch mit einem Energieberater, der Einsparpotenziale aufzeigte. „Damit hatten wir einen Fuß in der Tür“, erzählen die beiden Tischlertekten.
Das Ziel war rasch klar: Eine Zertifizierung als nachhaltiges, klimaneutrales Unternehmen durch die Firma „Geht doch“. Wie es zu erreichen ist, klärten Gross und Schaaf mit Helmut Frorath, Geschäftsführer von „Geht doch“ in Neuss. Von der LED-Beleuchtung bis zum Ökostrom: Viele Wege lassen sich einschlagen. Grundsätzlich gilt: Ganz oben steht der Punkt „Vermeiden“ – dass Emissionen gar nicht erst entstehen, ist am besten. Höhere Effizienz beim Energieeinsatz ist der zweite Punkt, Substituieren der dritte – das Umstellen auf Ökostrom aus erneuerbaren Energien.
Doch ein technisch unvermeidbarer Rest an Emissionen bleibt immer, er muss kompensiert werden. Bei den Tischlertekten ergab die genaue Analyse, dass es derzeit um 36 Tonnen CO2 pro Jahr geht. Zur Kompensation entschieden sich die Macher aus Großmaischeid-Kausen für ein Aufforstungsprojekt der Firma Bauminvest. Die Emissionen werden nun dadurch ausgeglichen, dass in Costa Rica ehemalige Agrarflächen aus Plantagenanbau zu Sekundärwald aufgeforstet werden. Seit 2008 wachsen dort heimischen Baumarten und es entsteht Mischwald und ein funktionierendes Ökosystem.
Doch das soll es noch nicht gewesen sein. Fest geplant ist eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach des Betriebs. Mittelfristig soll der Fuhrpark auf E-Mobilität umgestellt werden, auch eine eigene Stromtankstelle schwebt den Tischlertekten vor. Die Botschaft: „Wir sind Vorreiter im Bereich Handwerk und Tischlerei.“ Gross und Schaaf sind überzeugt: „Wir können es umsetzen, dass alles komplett CO2-neutral und damit klimafreundlich gefertigt wird.“
Grundsätzlich gilt, um es noch einmal hervorzuheben: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und damit ein klimafreundlicher Werkstoff. Doch wird ein Projekt vom Kunden bestellt und von den Tischlertekten gefertigt, so greifen sie auf Glas, Lack, Beschlagsysteme und einen erheblichen Anteil an Elektrogeräten zu und binden diese in Ihrem Projekt ein.
„Auch diese Emissionen wollen wir in Zukunft berücksichtigen“, betonen Gross und Schaaf. „Gemeinsam mit Helmut Frorath werden wir in 3 Monaten den ersten CO2 Projekt Fußabdruck für eine hochwertige Einbauküche ermitteln und im Anschluss unser erstes CO2 neutrales Projekt vorstellen.“
Neben den direkten Emissionen in der Produktion sind allerdings auch die indirekten zu bedenken. Zum einen geht es da um den Bezug von Strom und anderen Energieträgern. Zum anderen spielen auch der Materialeinkauf und die gesamte Wertschöpfungskette eine große Rolle. Ein Beispiel: Stahl- oder Aluminiumteile, die als Beschläge an den Möbeln verbaut werden, sind durch den Herstellungsprozess der Metalle sehr energieintensiv. Darauf haben die Tischlertekten keinen Einfluss. Eine Lösung für dieses Problem haben sie dennoch gefunden: Kunden, die Wert auf ein völlig klimaneutrales Produkt legen, können diese indirekten Emissionen ebenfalls kompensieren lassen. Alles durchdacht. Und das angestrebte Zertifikat für 2021/2022 halten die Tischlertekten jetzt in ihren Händen.